JayWood ist das rätselhafte künstlerische Ventil des grenzüberschreitenden Musikers und Singer-Songwriters Jeremy Haywood-Smith. Obwohl er in seiner kanadischen Heimat für den Polaris Music Prize nominiert wurde - der Renaissance-Kreative wohnt derzeit in Montreal, QB, wo er tagsüber als Postbeamter arbeitet - ist das noch das Uninteressanteste an ihm. Wie die genreübergreifenden vorab veröffentlichten Singles "BIG TINGS" feat. Tune-Yards, "UNTITLED (Swirl)" und "ASSUMPTIONS" gezeigt haben, lässt sich JayWood nicht in eine Schublade stecken. Die Hip-Hop-Produktion des Albums ist trippig und unverblümt, gespickt mit psychedelischen Schnörkeln und einer prahlerischen Neo-Soul-Energie, die ebenso an Tyler the Creator wie an Stereolab und die Quebecer Indie-Lieblinge Men I Trust erinnert. JayWood hat sein musikalisches Schaffen von Winnipeg, Manitoba, nach Montreal verlagert, und sein neues Album "Leo Negro" schlägt einen anderen Ton an, da es sich mit dem eigenen Selbst und der eigenen Identität auseinandersetzt. Es markiert einen bedeutungsvollen Wandel, bei dem das kontrollierte Chaos die Führung übernimmt, und philosophiert darüber, was es wirklich bedeutet, ein Experimentalist zu sein, der eine facettenreiche Welt aufbaut, in der das Genre unendlich ist, und zwar mit mutigeren, verspielteren und wahrhaftigeren Klängen, als er es bisher gewagt hat. Trotz des klugen Samplings mit einer Vielzahl von Wendungen, gibt "Leo Negro" nicht an, sondern brüllt in der Gegenwart der Verletzlichkeit, während er über die eigenen Absolutheiten nachdenkt, um die Identitätskrise zu bewältigen. "Always looking for attention, I admit it, I can't help it, I'm a Leo", erklärt er im Vintage-Hip-Hop-Gewand auf "Pistachios" und erinnert sich an sein Bedürfnis in der Kindheit, im Mittelpunkt zu stehen, um dann als Erwachsener aus dem Rampenlicht zu treten. Löwen sind vom Sternzeichen her selbstbewusst und selbstsicher, also inspiriert der Titel der Platte, wenn man ihn übersetzt, wirklich "schwarzes Selbstvertrauen". Es ist ein unbequemer, seltsamer und surrealer Begriff, der die Wahrheit verbiegt und alles darin verkörpert. "Leo Negro" experimentiert sowohl im Leben als auch in der Musik und sein erstes Stück "Big Tings" (mit dem kalifornischen Art-Pop-Duo Tune-Yards) könnte nicht weiter entfernt sein von der "Grow On EP" von 2023 und der glatten LP "Slingshot" aus dem Vorjahr. Mit einem Flow, der an D'Angelo mit Toro Y Moi-Texturen gemahnt, erinnert das glitzernde Intro mit seinen wirbelnden Synthesizern und seinem spielerischen Ansatz an Jeremys Jugendzeit, als er seine Lieblingssongs über den Media Player seines Computers zurückspulte, verlangsamte und beschleunigte. Unterstützt von seiner musikalischen Truppe Will Grierson, Arthur Antony, Brett Ticzon und seinen Stylisten- und Thrifter-Freunden, um die Leo Negro-Ästhetik einzufangen, ist JayWoods großes "In" für 2025 die Zusammenarbeit mit der engen Crew von gleichgesinnten Musikerkollegen, die in den Session-Fotos auf seinem Instagram-Gitter grinsen. Nominiert für den begehrten kanadischen Polaris Music Prize, wäre es ein Leichtes, der feige Löwe zu sein und das zu wiederholen, was bis jetzt funktioniert hat. Aber für JayWood ist es die einzige Option, sich auf seine natürliche Neugier zu verlassen, seine eigenen Regeln zu erfinden und sich in den unsicheren Raum der Ehrlichkeit zu wagen, um Trost und Vertrauen zu finden und noch größere Verbindungen zu knüpfen. Schließlich kann er nicht anders, er ist ein Löwe.[info sheet from distr.]