"Boeckner!" ist das selbstbetitelte Solodebüt von Daniel Boeckner (Wolf Parade, Operators, Atlas Strategic, Divine Fits, Handsome Furs). Während der Arbeit mit seinen unzähligen Projekten, hat der kultige kanadische Indie-Rocker erkannt, dass es nur wenige Gefühle gibt, die erfreulicher, einprägsamer, generativer und reichhaltiger sind als die Hoffnung. Aber dafür muss man sich selbst aus dem Weg gehen. Das Album ist eine acht Songs umfassende, 32-minütige Sammlung vertrauter Elemente, die den gleichen Nervenkitzel jugendlicher Leidenschaft und Entdeckung hervorrufen. Es ist eine Verfolgungsjagd mit Düsenantrieb durch eine Tech-Noir-Stadtlandschaft angetrieben von einem Traum und dem besonderen Menschen auf dem Beifahrersitz. Boeckner führt diese verschmolzene Sprache sofort mit dem stampfenden Eröffnungstrack "Lose" ein. Getragen von den verbrannten Space-Age-Synthies, die er auf zwei Alben mit Operators entwickelt hat, und dem Gitarrenschub von Wolf Parade, stürzt sich der Song kopfüber in eine neue Welt. Das Album wurde von Randall Dunn bei Circular Ruin in New York City produziert, bearbeitet und gemischt und von Heba Kadry in Brooklyn gemastert. Auf "Boeckner!" sind außerdem Matt Chamberlain am Schlagzeug, Brad Laner von Medicine, der bei den Gesangsarrangements half und die Gitarrenarbeit auf dem Album übernahm, und Jeremy Gaudet von den Labelkollegen Kiwi JR. zu hören, der den Song "Dead Tourists" mitgeschrieben hat. Das Trio Boeckner, Dunn und Chamberlain bildete eine Art dunklen Motor für das Album, und Chamberlains genialer Ansatz, einen alten Arp-Synthesizer gleichzeitig mit jeder Schlagzeugspur anzusteuern, half Boeckner, die Atmosphäre des Albums zu gestalten. Dieser vielschichtige Schatten färbt den akustisch angehauchten Dunst von "Dead Tourists", einem Song voller böser Omen - auf Kirchenbänken aufgereihte Leichen, umgestürzte Luxuswagen. Dieser angespannte Futurismus wurde von Boeckners Aufenthalt in Dunns Circular Ruin Studio beeinflusst, eine düstere, elektronische Aura, die in jeden Track eingesungen wurde. Das Highlight des Albums, "Euphoria", taucht in diese schräge Dunkelheit ein: Vibraphon-Striche treffen auf wummernde Synthesizer-Wellen. Textlich schwankt Boeckner zwischen emotionalem Imaginären und geerdeterem Erzählen. Auf dem gesamten Album taucht seine Bildsprache in die Science-Fiction ein, ist aber in erster Linie von Erfahrungen geprägt. "Mit Ausnahme der frühen Wolf Parade habe ich immer versucht, mich in eine fiktionale Denkweise hineinzuversetzen, aber bei dieser Platte habe ich etwas Rohes und Persönliches angezapft", erklärt er. "Dieses Album ist wie eine Autobiografie - Atlas Strategics konkrete Synthesizer-Explosionen, üppiges Synthesizer-Zeug von Operators, die Noise-Gitarre von Handsome Furs, Einflüsse von Stockhausen bis Tom Waits, alles zur gleichen Zeit", sagt Boeckner. Und wenn die Platte mit dem leisen "Holy Is The Night" ausklingt, verschwindet die mutierte Skyline und wird durch einen blauen Himmel ersetzt.